Es ist immer wieder beeindruckend, was Hunde alles in der Lage sind zu erlernen. Von einfachen Grundsignalen wie einem Sitz bis hin zu komplexen Handlungsabläufen wie dem Suchen und Anzeigen bestimmter Dinge. Aber wie funktioniert das Lernen bei Hunden überhaupt ?
Kein Hund versteht unsere Sprache
Ich bin mir sicher, einige Menschen sind immer noch der Meinung, der Hund hat unsere Signale einprogrammiert und kann diese automatisch umsetzen. Das dahinter für jedes einzelne Signal ein Lernprozess steht und der Hund den Inhalt unserer Worte gar nicht verstehen kann, ist nicht für jeden selbstverständlich. Umso wichtiger, darüber aufzuklären.
Der Hund versteht am Anfang kein einziges unserer Worte. Genau genommen, wird er den Inhalt der Worte auch sein ganzes Leben lang nicht verstehen. Hunde lernen zu einem großen Teil durch Assoziationen, also Verknüpfungen. Das heißt, man verknüpft das Wort lediglich mit einer bestimmten Handlung. Am Ende macht das ganze den Anschein, als würde der Hund tatsächlich verstehen, dass „Sitz“ auf den Po setzen bedeutet. Das ist nicht ganz der Fall. Man könnte auch jedes andere Wort nehmen, was nicht diese inhaltliche Bedeutung hat und es mit der Handlung Hinsetzen verknüpfen. So kann der Hund auch lernen sich auf „Steh“ hinzusetzen. Das würde uns Menschen vermutlich ziemlich durcheinanderbringen, aber dem Hund ist es egal, da er nur das eine bestimmte Wort mit der Handlung in Verbindung bringt. Es ist unabhängig von der Bedeutung, die das Wort für uns hat.
Lernen durch klassische und Instrumentelle Konditionierung
Für die Verknüpfung ist das Timing wichtig. Treten also 2 Ereignisse regelmäßig in einem gewissen zeitlichen Zusammenhang miteinander auf, kann das Gehirn des Hundes eine Verknüpfung herstellen. Man unterscheidet dabei die klassische Konditionierung und die instrumentelle Konditionierung. Beides sind Formen des assoziativen Lernens, also des Lernens durch Verknüpfungen.
Stellen wir uns einen Hund und ein Kind vor. Das Kind geht auf den Hund zu, der Hund erblickt das Kind und eine Sekunde später tritt das Kind versehentlich auf die Pfote des Hundes. Da haben wir die klassische Konditionierung. Ereignis 1 (Anschauen des Kindes) wird in einer gewissen Zeitspanne (maximal 2 Sekunden) von Ereignis 2 (Schmerz durch auf Pfote treten) gefolgt. Folglich kann die Verknüpfung hergestellt werden, dass das Kind Schmerz bedeutet und der Hund könnte in Zukunft Kinder meiden. Häufig braucht es mehrere Wiederholungen, bevor eine Verknüpfung erstellt ist. In Ausnahmefällen, wenn es beispielsweise mit sehr großem Schmerz oder Schreck verbunden war, kann jedoch tatsächlich das einmalige gemeinsame Auftreten ausreichend sein um die Verknüpfung zu erstellen.
Bei der instrumentellen Konditionierung lernt der Hund dann, dass es sich lohnt auf ein Signal hin ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, wenn es eine positive Konsequenz (z.B. Futter) für ihn hat. Anderenfalls kann auch erlernt werden, dass ein Verhalten besser nicht gezeigt wird, da diesem sonst etwas Negatives folgt. Auch hier muss der zeitliche Zusammenhang eingehalten werden. Im Idealfall folgt die Konsequenz 0,5-2 Sekunden nach der Handlung. Kommen hier also das Signal „Sitz“ mit der Handlung Hinsetzen zusammen und es folgt darauf im Abstand von 0,5-2 Sekunden eine positive Konsequenz, kann durch einige Wiederholungen das Sitzen ausgelöst werden. Der Hund hat gelernt, dass sich dieses Verhalten für ihn lohnt.
Wichtig ist, dass damit der Lernprozess nicht beendet ist, der Hund muss dann noch Lernen, dass das Signal in jeder Situation die gleiche Bedeutung hat. Dieser Teil ist im Training wesentlich aufwändiger als die Verknüpfung herzustellen. Dazu an anderer Stelle mehr 😊
Es gibt neben dem Lernen durch Assoziationen noch eine weitere wichtige Lernform. Die Infos dazu erhaltet ihr im zweiten Beitrag zum Thema Wie Hunde lernen.