Bei diesem Thema gibt es sehr geteilte Meinungen. Muss ich mit Leckerlies mit meinem Hund trainieren oder diese auch im Alltag verwenden? Die Antwort ist erstmal sehr einfach – Nein muss man nicht. In diesem Fall sollte man jedoch darüber nachdenken, was man als Alternative verwenden kann.
Was hat der Hund davon ?
Viele Halter wünschen sich, dass der Hund ein gefordertes Verhalten ausführt, einfach nur weil der Mensch es möchte. Der Gedanke dahinter kann aus einer autoritären Sichtweise kommen oder aber der Vorstellung entspringen, der Hund würde aus Liebe zum Halter die Forderungen umsetzen. Dazu muss man klarstellen, dass der Hund als Wesen so aber nicht funktioniert. Es gibt verschiedene Gründe warum ein Hund etwas tut. Der Hauptgrund ist in aller Regel, dass er etwas davon hat. Der Hund buddelt im Garten, weil er Spaß daran hat. Er verbellt Fremde um die Sicherheit seines Lebensraums zu erhalten. Er bettelt am Tisch, weil er doch das ein oder andere Mal eine Nudel abbekommen hat. Unterm Strich bringt das Verhalten für ihn einen Nutzen. Auch wir Menschen machen Dinge, weil sie uns einen Nutzen bringen. Die meisten würden ohne Bezahlung wohl eher nicht mehr zur Arbeit gehen. Musiker nicht mehr auf Bühnen auftreten, ohne anschließenden Applaus. Keiner beim Einkauf Bonuspunkte sammeln ohne dafür Rabatte zu bekommen.
Es gibt natürlich auch andere Gründe, welche den Hund zu einer Handlung bewegen, beispielsweise Gewohnheiten oder Angst vor etwas. Das Vertrauen zum Halter und in dessen Entscheidungen kann hier auch eine Rolle spielen, jedoch nicht pauschal, sondern in speziellen Situationen, nachdem ich es mir als Halter erarbeitet habe.
Möchte ich dem Hund also verschiedene Verhaltensweisen beibringen, welche aus menschlicher Sicht sinnvoll und hilfreich sein können, bei denen der Hund von selbst aber keinen Anlass sieht, sie auszuführen, muss ich ihm einen Nutzen bringen. Leckerchen sind dabei eine tolle Möglichkeit, wenn der Hund sie mag. Ich belohne ihn damit und erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund das Verhalten erneut ausführt. Folgt keine Konsequenz für den Hund, welche positiv oder negativ sein kann, dann wird das Verhalten nicht gelernt werden (siehe dazu gern noch einmal den Beitrag zum Thema wie Hunde lernen)
Verschiedene Möglichkeiten der Belohnung
Möchte man aus irgendwelchen Gründen keine Leckerlies verwenden oder kann es gar nicht, weil Unverträglichkeiten oder Ähnliches vorliegen, sollte man sich eine Alternative überlegen. Es muss kein Futter sein, welches als Belohnung eingesetzt wird. Spielzeug, ein Spiel selbst oder soziale Zuwendungen wie streicheln oder Lobworte können auch verwendet werden. Nicht in jeder Situation ist der Einsatz dann so leicht wie mit Futter, aber die Möglichkeit besteht. Es sollte unbedingt berücksichtigt werden, dass der Hund allein entscheidet, was ihm gefällt und was er als Belohnung ansieht. Ich kann es als Halter noch so gut meinen, ihm nach einem toll ausgeführten Rückruf über den Rücken zu streicheln. Das heißt nicht, dass der Hund es auch selbst als angenehm empfindet und es als Belohnung wirkt.
Es gibt weiterhin Situationen, in denen Leckerlies gar nicht die beste Belohnung oder Option sind. Für den Hund kann es eine viel größere Belohnung darstellen eine gewisse Handlung ausführen zu dürfen. Möchte mein Hund gerade an einer Stelle draußen schnüffeln, ich möchte jedoch, dass er erstmal stehen bleibt, so ist es in dieser Situation die größte Belohnung für ihn, die Handlung ausführen zu dürfen, welche er eh gerade ausführen wollte. In unserem Beispiel wäre das dann das Schnüffeln an der Stelle.
Belohnung vs. Bestechung
Was klar auseinandergehalten werden sollte, ist wann etwas eine Belohnung ist und wann eine Bestechung. Benötige ich das Futter um meinen Hund zu einem Sitz zu bewegen und muss ich es ihm vorher in Aussicht stellen, handelt es sich nicht um eine Belohnung, sondern Bestechung. Ich zeige ihm was er haben könnte, unter der Bedingung, dass er meine Forderung erfüllt. Davon ist grundsätzlich abzuraten. Es führt nur dazu, dass die Aussicht zur Notwendigkeit wird. Hat man dann einmal kein Bestechungsmittel dabei, wird auch die Ausführung nicht klappen.
Hole ich in der gleichen Situation ein Leckerlie aus der Tasche und gebe es meinen Hund nachdem er sich hingesetzt hat, dient es als Belohnung und Anerkennung. Es ist gleichzeitig eine Motivation, das Sitz auch wieder auszuführen, da es sich ja lohnen könnte.
Belohnung für immer und alles ?
Übrigens ist es NICHT erforderlich, dem Hund für alles und immer eine Belohnung zu geben. Es ist notwendig, wenn er gerade etwas Neues lernt und kann nach einer gewissen Sicherheit in der Ausführung auf ein „ab und zu gibt es etwas“ umgestellt werden. Auch wenn es dann mal kein Futterstück gibt, kann man dem Hund gern verbal mitteilen, wenn er etwas richtig gemacht hat 😊